Kurz vor Beginn des neuen Schuljahres stürmen Eltern regelmäßig die Innenstädte, um ihre Kinder mit Schulbüchern auszustatten. Das könnte in diesem Jahr eng werden. Grund dafür: Die Gewerkschaft ver.di ruft für Freitag, den 26. Juli, zu einem ganztägigen Streik bei Hannovers größtem Buchhändler auf. Die Belegschaft der Hugendubel-Filiale am Kröpcke kämpft mit ihrer Gewerkschaft für die Anerkennung des niedersächsischen Einzelhandelstarifs durch die Unternehmensleitung.
„Während eine Verkäuferin im tarifgebundenen Einzelhandel nach dem neuen Abschluss über 20 Euro die Stunde verdient und von Weihnachts- und Urlaubsgeld profitiert, liegen die Löhne bei Hugendubel teilweise um bis zu 30 Prozent darunter“, erklärt Gewerkschaftssekretär Mizgin Ciftci den Auslöser für den Streik. „Den vielen Frauen im Buchhandel sitzt die Angst vor Altersarmut spürbar im Nacken“, kritisiert Ciftci das Lohnniveau beim inhabergeführten Unternehmen mit Sitz in München. „Wir fordern den Arbeitgeber auf, seine Gutsherrenmentalität endlich abzulegen und den Beschäftigten mit einem Tarifvertrag soziale Sicherheit zu gewährleisten.“
Die knapp zweistündige Streikkundgebung beginnt am Freitag, 26. Juli, ab 10 Uhr am Kröpcke in Hannover.
Hintergrund:
Mit knapp 3,1 Millionen Beschäftigten ist der Einzelhandel die größte Niedriglohnbranche in Deutschland. Einen Großteil der Beschäftigten stellen Frauen in Teilzeit. Bis Ende der 1990er Jahre waren die wesentlichen Tarifverträge im Einzelhandel für allgemeinverbindlich erklärt. Damit galten ihre Bestimmungen auch für nicht den Arbeitgeberverbänden angeschlossene Unternehmen. Mit dem Jahr 2000 begann sich diese Situation zu ändern. Die Tarifbindung sinkt seit Jahren und ist zuletzt unter die 30-Prozent-Marke gerutscht.